Programm

07-10-2014 (Dienstag)

"Sich fügen heißt lügen" -Jürgen Tomm präsentiert ein LebensBild von Erich Mühsam

20:30

 

"War einmal ein Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer ..." - es war Ernst Busch, der Erich Mühsams berühmtes Spottlied auf die Sozialdemokratie und deren  Bereitschaft zur Versöhnung mit der Reaktion berühmt machte.  Der Anarchist und radikale Pazifist Mühsam sah aber auch Karl Marx und den dogmatischen Kommunismus in scharfem Gegensatz zu seinen eigenen Hoffnungen auf soziale Gleichheit und Gerechtigkeit. So war er politisch heimatlos und scheiterte auch deshalb in seinen literarischen und publizistischen Versuchen, alle linken Kräfte gegen den Nationalsozialismus zu vereinen.

 Wie viele der "verbrannten Dichter" wurde Mühsam nach 1945 zunächst in der DDR gewürdigt, wenn auch nicht sehr lange. Mühsams Lebensweg begann 1878 in Lübeck. Nach dem Rausschmiss aus der Schule gelangte er auf Um- und Wanderwegen nach Berlin, dann in die Münchner Boheme vor dem ersten Weltkrieg. Seine politische Orientierung im linken Sprektrum war ebenso sprunghaft wie seine literarische und publizistische. Er gehörte dazu und war doch ein Einzelkämpfer. Seine Mitwirkung an der Münchner Räterepublik 1919 bezahlte er mit 5 von 15 Jahren Zuchthaus, seine unermüdliche Agitation gegen den heraufkommenden Nationalsozialismus 1934 mit der Ermordung im KZ Oranienburg. Seit den 70er Jahren gibt es vielfältige Bemühungen um sein literarisches Erbe, gegenwärtig vor allem auch im Zuge der Erinnerung an den 1. Weltkrieg.