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Zu den etwa 350 000 Russen, die infolge der Oktoberrevolution 1917 Russland verließen und sich in Berlin (vor allem in Wilmersdorf und Charlottenburg) ansiedelten, gehörte auch nach den Zwischenstationen Jalta und London die aristokratische Familie von Vladimir Nabokov (1899-1977), dem späteren Verfasser von "Lolita und weiteren heute zur Weltliteratur gehörenden Romanen. Er selber ging zunächst nach Cambridge ins Exil und zog dann nach Beendigung seines Studiums 1922 gleichfalls nach Berlin. Hier lebten als Teil der russischen Emigrantenkolonie einige der bedeutendsten russischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wie Alexej Tolstoj, Ilja Ehrenburg, Boris Pasternak und Marina Zwetajewa und Andrej Bely, was der Stadt die Bezeichnung "Stiefmutter der russischen Städte" eintrug. In diesem Exilanten-Milieu spielt "Maschenka", der von den sieben in seiner Berliner Zeit 1922-1937 entstandenen Romane Vladimir Nabokovs, der ihm den literarischen Durchbruch verschaffte. Ursprünglich auf Russisch verfasst, erschien die deutsche Übersetzung zuerst als Vorabdruck in der Vossischen Zeitung und dann 1926 bei Rowohlt als Buch.
Zu den Protagonisten des Romans gehören der ältliche Mathematiklehrer Alferov und der ehemalige Offizier Ganin. Sie treffen in einer Berliner Pension aufeinander, die ausschließlich von emigrierten Russen bewohnt wird. Alferov erwartet aufgeregt die Ankunft seiner jungen Frau Maria, genannt Maschenka. Der Name macht Ganin stutzig. Ein Blick auf eine Photographie, die Alferov ihm zeigt, beseitigt den letzten Zweifel, es handelt sich bei Maschenka um seine ehemalige Geliebte, an der er noch immer mit zärtlichen Gefühlen hängt. Den tollpatschigen Alferov auszutricksen, wird ihm leicht gemacht. Nun wäre der Weg zu einem neuen Glück mit Maschenka frei. Wie entscheidet sich Ganin?