Programm

02-12-2014 (Dienstag)

Karl Kraus "Die letzten Tage der Menschheit" (1922) Vorgestellt von Hartmut Mangold. Gelesen von Frank Arnold.

20:30

Karl Kraus`“„Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog“ – ist eine der wichtigsten, programmatisch radikalsten und dramaturgisch anspruchsvollsten  zeitgenössischen literarischen Auseinandersetzungen mit den Ursachen und Folgen, den Verantwortlichen und Mittätern, den Schönrednern und Profiteuren des 1. Weltkrieges.

Karl Kraus begann seine Arbeit daran im Sommer 1915 und beendete sie – nach deutlicher Überarbeitung und Erweiterung des Textes - im Jahre 1922. Am 26. Mai 1922 erscheint die erste Buchausgabe eines Dramas, in dem in 200 Einzelszenen ohne einen konsekutiven Handlungsstrang eine Vielzahl fiktiver und realer Protagonisten des Krieges zu Wort kommen und sich in der Regel als unmoralische ökonomische Nutznießer, verantwortungslose journalistische Phrasendrescher oder dilettantische politische Zauberlehrlinge und Brandstifter decouvrieren.

Karl Kraus bringt nicht die unmittelbaren Gräuel der Schützengräben, sondern die Gier, die Unverfrorenheit und die Dummheit in den politischen Hinterzimmern und kaufmännischen Kontore, an den Stammtischen und in den Redaktionsstuben auf die Bühne – die Orte, wo er die moralische und politische Verantwortung für den Krieg festmachte.

In der Reihe Fanal und Ernüchterung - Kunst und Gesellschaft nach 1914/18 geben Frank Arnold und Hartmut Mangold einen Einblick in die Entstehungs- und die Wirkungsgeschichte des Dramas und präsentieren einige seiner eindrücklichsten Szenen.