20:30
Der "Jüdische Kulturbund" war eine Gründung jüdischer Künstler, die 1933 aus den staatlichen und kommunalen Kultureinrichtungen entlassen worden waren. Um wenigstens in geschlossenen Vorstellungen vor ausschließlich jüdischem Publikum weiter arbeiten zu können, veranstalteten die aktiven Mitglieder Opern-, Operetten- und Theateraufführungen, Kabarett, Konzerte, Vorträge und Ausstellungen, zuerst in Berlin, bald aber nach diesem Vorbild im ganzen Deutschen Reich. Mehr als 70.000 Personen zahlten Mitgliedsbeiträge, die den Künstlern eine bescheidene Existenz sicherten. Viele dieser Veranstaltungen waren durchaus der Unterhaltung gewidmet - das Bedürfnis danach war nur allzu verständlich. Bald aber verbot man ihnen, Werke "deutscher" Autoren oder Musiker aufzuführen oder zu spielen - dafür waren sie die einzigen, die Mahler und Mendelssohn spielten. Zuerst beendeten die Nazis diese Veranstaltungen wieder im übrigen Deutschland, mit dem Beschluss zur "Endlösung" 1941 auch in Berlin. Der Kulturbund, durch die Emigration etlicher Mitglieder ohnehin ausgedünnt, wurde aufgelöst. Viele Künstler wurden deportiert und ermordet.
1992 erarbeiteten die Akademie der Künste Berlin und andere Institutionen unter dem Titel "Geschlossene Vorstellung" ein umfangreiches Programm aus Veranstaltungen mit Überlebenden und einer großen Ausstellung über den Jüdischen Kulturbund. In seiner Reihe "LebensBilder" erinnert Jürgen Tomm an diese Selbsthilfeeinrichtung jüdischer Künstler und ihr Wirken - bis der Vorhang fiel.