Programm

20-04-2015 (Montag)

Rolf Hosfeld liest aus seinem Buch "Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern"

20:30

"Aghet" - Katastrophe - nennen die Armenier die grauenvollen Ereignisse, die im Frühjahr 1915 begannen, vor hundert Jahren. Sie sind als erster Genozid des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen.

Am 24. April 1915 - mitten im Ersten Weltkrieg - ließ die jungtürkische Einparteiendiktatur
in Istanbul die Elite der armenischen Gemeinde aus ihren
Häusern holen. Hunderte wurden nach Anatolien verschleppt
und später in vielen Fällen ermordet. In Kleinasien eskalierten dann die systematisch geplanten Deportationen und Massaker. Unter den Augen der Weltöffentlichkeit wurden im Frühjahr und Sommer 1915 die osmanischen Armenier von der Regierung in einer Weise selektiert und zusammengetrieben, die unübersehbar „den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reiche zu vernichten“. So kabelte es der deutsche Botschafter in Konstantinopel im Juli 1915 nach Berlin. Zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen (die Schätzungen schwanken) starben, viele von ihnen, Männer, Frauen und Kinder, weil man sie in die Wüste deportierte und dort verdursten ließ - und die deutsche Regierung, mit der Türkei militärisch verbündet, wusste Bescheid. Am Ende des Ersten Weltkriegs waren 90 Prozent der Armenier aus dem Osmanischen Reich verschwunden, die Minderheit, ihre Kultur und ihr Erbe weitgehend ausgelöscht. Rolf Hosfeld hat den Opfern dieses Völkermords, der von der Türkei bis heute bestritten wird, mit seinem Buch ein erschütterndes Denkmal gesetzt.

Dr. Rolf  Hosfeld ist wissenschaftlicher Leiter des Lepsiushauses
in Potsdam. In seinem neuen Buch (Verlag C.H. Beck 2015)
analysiert er die Hintergründe und den Verlauf dieses ersten
großen Genozids des 20. Jahrhunderts. Er ist Autor
zahlreicher Bücher zu kultur- und zeitgeschichtlichen Themen.
Zuletzt erschien von ihm die Biografie "Heinrich Heine.
Die Erfindung des europäischen Intellektuellen".