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Er ist 12 oder 13 und noch Schüler in Falkensee, Kreis Nauen (DDR), als er in der Wochenschau seinen
Familiennamen "Topf" auf den Verbrennungsöfen von Auschwitz sieht.
Hartmut Topf ist heute 81 und hat sein Leben lang angeregt und geholfen, die grauenhafte Alltäglichkeit
aufzuklären, mit der die ältere Generation seiner Verwandtschaft als Industrielle zu Handlangern des
Massenmords wurde, und die Erinnerung daran anschaulich zu gestalten. Durch eigene Recherchen und Hilfe
für andere, konnten die Geschäftsbeziehungen zwischen der SS und den Ingenieuren der Firma Topf präzise
dokumentiert werden - wie es denen möglich war, alle moralischen Skrupel wissentlich zu suspendieren, ist ihm bis heute rätselhaft geblieben.
Hartmut Topf, geboren 1934 in einer Berliner Laubenkolonie, musste mit 16 aus der DDR fliehen und wurde
erst über einen verschlungenen Lebensweg als Elektromonteur mit Facharbeiterbrief, Regieassistent und
Aufnahmeleiter bei Theater und Fernsehen zum Journalisten, Hörspielautor, Dokumentarfilmer, Projektleiter für Festivals und nicht zuletzt zu einem der kenntnisreichsten Vermittler für das europäische Puppenspiel. Aus
Gastspielen entwickelte sich ein Schwerpunkt seiner Kulturarbeit in und für Südosteuropa. Noch immer
unermüdlich auf Reisen, in vielen Sprachen zuhause, knüpft und pflegt er Verbindungen - wie sonst sollte
denn Europa entstehen?
Im Gespräch mit Jürgen Tomm erzählt Hartmut Topf Geschichten aus diesem Leben: von der Begegnung mit
der Vernichtung des Andersartigen zur Vermittlung der kreativen Verschiedenheit.