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Ernst Jandl war eine einzigartige Erscheinung in der deutschsprachigen Literatur seit den 60er Jahren.
Geboren am 1. August 1925 in Wien und geprägt vom 2. Weltkrieg, unterzog er die Sprache den
radikalsten Experimenten - und war doch mit etlichen Gedichten populär wie zu Lebzeiten vielleicht
nur Robert Gernhardt. Solche wie schtzngrmm, ottos mops, fünfter sein, vater komm erzähl vom krieg
wurden gern zitiert, die sprachkritischen Absichten nach Ansicht mancher Experten aber auch
verharmlost.
Nachdem seine frühen Veröffentlichungen in der österreichischen Zeitschrift "neue wege" oder im
katholischen Schweizer Walter Verlag (him hanflang war das wort) zu Skandalen und Repressalien
führten, füllte er in den 70er Jahren mit seinen "Lesungen" große Säle und wurde nicht zuletzt zum
Schulbuchautor. Jandl war selbst Lehrer und blieb lange an diesen Beruf gekettet, bis er
krankheitshalber frühpensioniert wurde. Immer hatte er das Bedürfnis, sein Werk zu systematisieren
-Laut- und Sprechgedichte, Visuelle Poesie - und zu erklären.
Mit der Dichterin Friederike Mayröcker gehörte er außerdem zu den Pionieren des Neuen Hörspiels.Ernst Jandl erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise, darunter den Kleist- und den Büchner-Preis.
Er starb im Juni 2000 in Wien.
In einem "LebensBild" präsentiert Jürgen Tomm Jandl als Autor, der in eine weite, internationale
Tradition gehört und als "Sprachclown" missverstanden wäre. Nachhaltig aber profitieren die Kinder.