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Integration ist Barbara Johns Lebensthema, schon seit ihrer Kindheit: die Eltern kamen in den zwanziger Jahren aus Polen nach Berlin auf der Suche nach Arbeit; sie selbst, 1938 geboren, wuchs in Kreuzberg auf. Barbara John hat in Berlin Integrationsgeschichte geschrieben.
Sie war, 1981 von Richard von Weizäcker berufen, die erste Ausländerbeauftragte in der Bundesrepublik und sie blieb es 22 Jahre lang. Uneitel, pragmatisch, beherzt und unbeirrt hat sie sich für das Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft eingesetzt, eine Moderatorin zwischen Mehrheitsgesellschaft und Migranten.
Sie war und ist Ratsuchenden eine empathische Gesprächspartnerin auf Augenhöhe, das brachte ihr unter Türken den Kosenamen “Abla“ = große Schwester ein und in ihrer Partei, der CDU, in der sie oft aneckte, den Spitznamen „Türken-Bärbel“. Nach den Terroranschlägen des NSU wurde Barbara John die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Angehörigen der Opfer, denen sie nun unbürokratisch Hilfe anbietet. Die erschütternden Erfahrungen der Hinterbliebenen hat Barbara John in einem Buch dokumentiert: „Unsere Wunden kann die Zeit nicht heilen“ (Herder Verlag).
Und auch jetzt, in den Zeiten der großen ratlosen Flüchtlingsdebatten, meldet sich Barbara John wieder zu Wort mit unspektakulären, kompetenten Einwürfen.
Im Gespräch mit Magdalena Kemper, langjährige Rundfunkredakteurin und -moderatorin, erzählt Barbara John, wie sie geworden ist, was sie ist - Lebensgeschichte als Zeitgeschichte - und was es gerade jetzt für sie zu tun gibt.