Johann P.Tammen, der 1944 im friesischen Hohenkirchen auf die Welt kam, ist der norddeutschen Tiefebene zeit seines Lebens verbunden. Wenn ihn nicht literarische Verpflichtungen, Recherchereisen, Kongresse oder Dichtertreffen in die Ferne rufen, hält er sich am liebsten dort auf, wo man in der Ferne das Meer rauschen hört und der Blick mangels attraktiver Fernsicht unabsichtlich nach oben geht – oder nach unten: „Der Blick haftet am Boden das Gras / wächst lautlos winters in gelben Kartons die erdig / schmecken aber den Mond stell ich mir vor als / wandweißes Schweigen.“

Eine besondere Bedeutung kommt Johann P. Tammen neben seinen eigenen Gedichten, Geschichten und Essays als Literatur-Vermittler,Übersetzer und Organisator zu. Allem voran zu nennen seine langjährige Redaktionstätigkeit und Herausgeberschaft der Zeitschrift die horen, die sich sowohl der traditionellen als auch der zeitgenössischen Literatur aus vielen Ländern widmete und noch widmet – auch wenn Tammen vor zwei Jahren aus dem engeren Kreis der Mitarbeiter ausgeschieden ist. Der „Poesie der Nachbarn“ und „kleinen Literaturen“ widmete sich die gleichnamige Edition die horen. Konzeptuell, inhaltlich und atmosphärisch gelten die horen als eines der herausragendsten literarischen Zeitschriftenprojekte der letzten vier Jahrzehnte des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts  – und Johann P. Tammen als erster Fährmann im internationalen Dichtungstransport.