Rudi Thiessen, homme de lettres par excellence, führt mit seinen Texten als Cicerone durch den Dschungel moderner Lebenswelten. Dabei setzt er sich mit den großen Denkern des 20. Jahrhunderts auseinander, mit Walter Benjamin, Theodor W. Adorno, Sigmund Freud, Georg Simmel, Max Horkheimer und Klaus Heinrich. Der eigene Sound, der seine Texte durchzieht, verdankt sich neben seinen umfassenden Leseerfahrungen seiner musikalischen Sozialisation in der Rock-Musik. Der in Ulm geborene habilitierte Religionswissenschaftler lehrte in seiner Wahlheimat Berlin an der religionswissenschaftlichen, soziologischen und philosophischen Fakultät der FU und an der FHW. Er war ein brillanter Lehrer, und wer ihn je gehört hat, wird ihn nicht vergessen. Aus seinen mannigfaltigen Veröffentlichungen wird der Fokus auf das Thema Stadt gerichtet, besonders auf Berlin, das er liebte und das ihn immer wieder beschäftigte. 

Die hier zusammengestellten Texte erzählen von der ersten Stadtgründung, von existentialistischen Protestbewegungen und Lester Young, von Architektur und modernen Stadterfahrungen, von Venedig als dem Ort, an dem sich nichts ändert, von Rom als Stadt des Traums und Berlin als der Stadt, die sich der Geschwindigkeit verschrieben hat und blasierte Intelligenzen hervorbringt. Es liest Hermann Treusch.