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Es sind die langen Schatten seiner Heimat in Serbien, die den Schriftsteller Bora Ćosić auch in seinem jahrzehntelangen Exil in Berlin begleiten. 1969 hatte er mit "Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution" ein so irrwitziges Werk geschaffen, dass es zum Kultbuch für das ehemalige Jugoslawien wurde. 1992 verließ er Serbien aus Protest gegen das Milošević-Regime und veröffentlichte seitdem Lyrik, Prosa, Essays und Autobiografisches wie "Eine kurze Kindheit in Agram 1932-1937".
Sein analytischer Blick aufs Detail und die Lakonie der Schlussfolgerungen machten Ćosić zu einem der wichtigsten Dichter und Essayisten in der europäischen Literatur. Nicht zufällig erhielt er - außer dem Albatros-Literaturpreis der Günter-Grass-Stiftung und dem Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz - den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2002. So ist Ćosić prädestiniert für die Reihe "Utopie Europa" im Buchhändlerkeller, um mit der Schriftstellerin Marianne Suhr über Heimat, Europa, Vergangenheit und Zukunft zu sprechen.