Programm

10-10-2017 (Dienstag)

LebensBilder: Kunst und Eros, Marmor und Demokratie - Johann Joachim Winckelmann zum 300. Geburtstag.

20:30

Mit Thomas Oláh, Prof. Max Kunze und Jürgen Tomm.

Preußenkönig Friedrich II. eroberte Schlesien, einer seiner dürftigsten Untertanen aber eroberte eine Welt: Johann Joachim Winckelmann, protestantischer Schustersohn aus Stendal, entdeckte die griechische Antike als das Reich des wahren Schönen. Über Dresden und - Katholik geworden - die Protektion verschiedener Kardinäle stieg er auf zum Direktor der vatikanischen Antikensammlungen in Rom und wurde zum Mitbegründer der antiken Kunstgeschichte und Archäologie. Er inspirierte die - "klassizistische" - Kunst und Architektur des aufgeklärten Europa und nicht zuletzt Amerikas. Er suchte die Schönheit und sprach von Freiheit.

Wie frei aber war er selbst? Nur im klerikalen Rom fand er genügend Toleranz, konnte er der Schönheit auch im Alltag begegnen. In Deutschland musste er die Moral des Mittelalters wegen seiner Homosexualität fürchten. Als Winckelmann 1768, 51 Jahre alt, auf einer Reise in Triest grausam ermordet wurde, entsetzte sich die ganze gebildete Welt. Vollständig aufgeklärt wurde die Ursache des Mordes nie, Parallelen zum Tod von Pier Paolo Pasolini 200 Jahre später wurden aber immer wieder gezogen.

Der Abend zum 300. Geburtstag von Winckelmann zeichnet zunächst das filmische Lebensbild eines Mannes nach, der der Geistesgeschichte der Alten und der Neuen Welt bis heute reichende Impulse gab. Als Präsident der Winckelmann-Gesellschaft wird Professor Max Kunze, ehemals Direktor der Ostberliner Antikensammlungen im Pergamon-Museum von neuen Forschungen berichten und - nicht zuletzt - wird der Wiener Autor und Kostümbildner Thomas Oláh aus den sechs Monologen seines Buches "Wozu mich das Glück noch brauchen wird? Leben und Sterben des Herrn Winckelmann" lesen.