Programm

24-04-2018 (Dienstag)

Warner, Mahner, Visionär. Ein LebensBild von Ernst Barlach.

20:30

präsentiert von Jürgen Tomm

Die Verfemung als "entarteter Künstler" in der Nazizeit samt Berufsverbot und Entfernung seiner Ehrenmale aus Kirchen und seiner Werke aus Museen ließen den Bildhauer, Zeichner, Dramatiker und nun "Emigranten im eigenen Vaterland" Ernst Barlach verzweifeln. Geboren 1870 in Wedel, aufgewachsen in Ratzeburg, machte der Erste Weltkrieg den renommierten Mittvierziger zum Pazifisten. Wie wenig die Zeitgenossen aus der Mahnung seiner Gestalten gelernt hatten, musste er nicht mehr erleben; Barlach starb 1938 mit 68 Jahren in Güstrow (Mecklenburg), wo er seit 1910 gelebt und gearbeitet hatte.

 Mit der Gründung der DDR und mit Stalins/Ulbrichts Kunstdoktrin aber begann eine neue Verfemung Barlachs, in dessen Figuren die Ideologen keinen sozialistischen Aufbauwillen entdecken konnten. Erst 1966/68 wurde Barlach von Schriftstellern wie Franz Fühmann und Wolf  Biermann wieder in Schutz genommen. Dabei konnten gerade norddeutsche Menschen sich selbst und ihre manchmal versponnene, manchmal hellsichtige Gedankenwelt gerade in den Dramen Barlachs "Der tote Tag", "Die echten Sedemunds" oder "Der blaue Boll" schon immer wiedererkennen. In einem "LebensBild" beschäftigt sich Jürgen Tomm mit dem zweifach Geächteten.