Programm

30-10-2018 (Dienstag)

"Not und Tod und Nachtigall" Gedichte und Briefe von August Stramm 1914/15

20:30

mit Regina Winke-Jeske, Bernd Teichgräber, Wolfgang Jeske sowie Motoko Liebau-Nishida (Klavier).

"Stramm ist für die deutsche Dichtung, was Kandinsky für die Malerei und Schönberg für die Musik war: der Erfinder der Abstraktion." So lautete einer der Nachrufe auf den Dichter und Dramatiker August Stramm, als der im 1.Weltkrieg an der Ostfront tödlich getroffen wurde. Geboren 1874 in Münster, gestaltete sich in seinem Leben "alles scharf gegensätzlich dramatisch", wie er selbst an Herwarth Walden schreibt, den Herausgeber der Zeitschrift Sturm, der ihm Mentor, Förderer und Freund wurde. Bald wurde Stramm der führende Vertreter des literarischen Expressionismus in Deutschland, 

Parallel zu seiner Entwicklung als Dichter aber promovierte Stramm zum Postinspektor und diente sich beim Militär hoch zum Hauptmann der Reserve. Im Krieg, zunächst in den Vogesen, dann in Russland, schrieb er die radikalsten, aufs äußerste reduzierten Gedichte gegen den Krieg, lehnte aber andererseits alle Bemühungen ab, ihn von der Front freizustellen: "Ein deutscher Dichter darf nicht fahnenflüchtig sein."

In Kommentar und Rezitation sowie Zwischenspielen am Klavier (Motoko Liebau-Nishida) breiten Regina Winke-Leske, Bernd Teichgräber und Wolfgang Jeske das widersprüchliche Leben, die sprachschöpferische Kriegslyrik und die Selbstreflexion August Stramms in seinen Briefen vor dem Publikum aus.