Programm

26-11-2019 (Dienstag)

"Von der Freiheit. Vom Tod" Ein LebensBild des Literaturpreisträgers Elias Canetti, präsentiert von Jürgen Tomm

20:30

Das Bild des Literatur-Nobelpreisträgers Elias Canetti (1905 - 94) - bei uns vor allem geprägt durch die autobiografischen Bücher "Die gerettete Zunge" und "Die Fackel im Ohr" - ist ambivalent: als weiser homme de lettre, aber auch als giftiger Porträtist seiner Zeitgenossen. 

Neben seiner Zeitzeugenschaft in Wien, Berlin, Zürich und London, die sich auch in Abertausenden von "Aufzeichnungen", Aphorismen niederschlug, faszinierten ihn zwei große Themen: die Freisetzung des Individuums in Massenphänomenen bis hin zum Mord ("Masse und Macht", 1960) und "Strategien" gegen das Sterben ("Vom Tod").

Die Anerkennung seiner literarischen Leistung stellte sich erst spät ein. Erst ab Mitte der 60er Jahre fand Canettis Werk eine größere Öffentlichkeit, als der Hanser Verlag Canettis bislang ungedruckte Dramen sowie seinen einzigen Roman "Die Blendung" von 1936 veröffentlichte.
1972 bekam er den Büchner-Preis, 75 den Nelly Sachs-Preis, 79 den Orden "Pour le Mérite" und 81 schließlich den Literatur-Nobelpreis. Die autobiografischen Bücher - insgesamt sind es vier - und die ungeheure Menge der "Aufzeichnungen" entfalten das Panorama einer europäischen Kultur, die nach dem Holocaust nicht mehr dieselbe war.