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Ein LebensBild mit Jürgen Tomm.
Der Schriftsteller Hans Werner Richter (1908-1993) hat seit den frühen Nachkriegsjahren ein vielfältiges literarisches Werk veröffentlicht. Berühmt wurde er als Gründer und spiritus rector eines zunächst ganz informellen Kreises von Schriftstellerfreunden ohne Programm, ohne Organisation, in dem man aber zunehmend eine einflussreiche literarisch-intellektuelle „Instanz“ sah: die „Gruppe 47“. Waren die frühen Tagungen der kollegialen Resonanz auf neue Texte gewidmet, wurden bis 1967 die Selbstdarstellung von Berufskritikern und der Einfluss von Verlagen und Medien immer bestimmender. Mit Tagungen in Sigtuna/Schweden und Princeton/USA machte die Gruppe deutsche Literatur international bekannter, und der junge Peter Handke machte Furore. Die Kritik von allen Seiten wuchs, auch aus der Studentenbewegung 1967. Die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 machte die geplante Tagung dort unmöglich und bewirkte unabsichtlich das Ende dieser Form von Literaturspektakel, wie es Hans Werner Richter ursprünglich gar nicht im Sinn hatte.
Zu seinem 30. Todestag erinnert Jürgen Tomm an ihn und sein Wirken für die Literatur.