Programm

19-07-2023 (Mittwoch)

Lebensbilder - Elektrische Funken und Geistesblitze: Die Rathenaus

20:00

Wie kaum ein anderer durchlitt der junge Walther Rathenau den Konflikt mit dem Vater: Emil Rathenau hatte aus einer kleinen Maschinenfabrik in der Chausseestraße in Berlin die AEG gemacht, den damals größten Elektrokonzern Europas, und bestimmte auch seinen Sohn Walther zu einer Karriere in diesem Imperium. Walther aber wollte Maler oder Schriftsteller werden. Er wurde auch - trotz schwieriger, philosophischer Themen - ein erfolgreicher Autor ("Das Reich der Seele", "Von kommenden Dingen"), führte aber, nach demütigender "Lehrzeit" in Bitterfeld, ebenso erfolgreich die Hausbank des Konzerns, organisierte im I. Weltkrieg die Kriegsproduktion und festigte die AEG auch, als dieser Krieg mit der Niederlage und dem Sturz des Kaiserreichs endete. Walther versöhnte sich allmählich mit dem Vater und übernahm nach dessen Tod 1915 den Aufsichtsratsvorsitz. 1921 wurde er Minister für Wiederaufbau, 1922 Außenminister der Republik. Der "Vertrag von Rapallo" mit der jungen Sowjetunion war sein Werk. Im Juni 1922 wurde er nach einer antisemitischen Hetzrede im Reichstag von ultrarechten Terroristen im offenen Auto erschossen. Er wurde 44 Jahre alt und hatte viel mehr erreicht, als von ihm erwartet wurde.

Die Rathenaus – ein Kernstück deutscher Industriegeschichte und Politik, vorgestellt von Jürgen Tomm.