20:00 - 21:30
Präsentiert von Jürgen Tomm.
Der Hass, mit dem die italienische Justiz und die Katholische Kirche den Filmregisseur und Schriftsteller Pier Paolo Pasolini (1922-1975) jahrzehntelang verfolgten, entsprach seiner Wut auf die Ungleichheit der gesellschaftlichen Verhältnisse und die verlogene Moral des Bürgertums. Mit der Leidenschaftlichkeit einer großen Künstlerpersönlichkeit spannte er sich und seine Fantasie zwischen die Pole Marxismus und Katholizismus, zwischen seine Homosexualität und die Suche nach einem neuen Subproletariat für die Erneuerung der Gesellschaft. Das Ergebnis waren in ihrer Art einzige Filme, Gedichte und Schriften - und mehr Prozesse, als sie wohl jedem anderen widerständigen Künstler auferlegt wurden. Obszönität, Blasphemie, Sodomie - zusammen hat Pasolini etliche Jahre mit seiner Verteidigung vor Gericht verbracht. Als er 1975 am Strand von Ostia bei Rom von einem Stricher erschlagen und überfahren wurde - ein Tod, der eine grausame Parallele in der Ermordung des deutschen Archäologen Johann Joachim Winckelmann gut 200 Jahre früher bei Triest hat - verloren die Intellektuellen und Künstler Italiens einen ihrer ganz Großen, während die Wächter der bürgerlichen Moral unverhohlen frohlockten.
Ein filmisches Panorama kontroverser Positionen zeigt Pasolinis Leben und Kunst zwischen Erfolgen und Skandalen.