29-10-2015 (20:30)
Von den 68er-Müttern im Aufbruch hat eine Töchtergeneration den Auftrag erhalten, die Welt zu verbessern – das Waldsterben und die Aufrüstung zu stoppen, ein Zimmer für sich allein zu haben, gemeinsam stark zu sein –, und diesen Auftrag kann Sandra nicht vergessen. Mit vierzig Jahren und als Mutter zweier Kinder ist aus ihr eine Art Kassandra vom Prenzlauer Berg geworden. Sie sieht, dass die Ideale der Elterngeneration im Alltag verloren gehen, auf dem Spielplatz versanden, im Plenum der Hausgemeinschaft ad absurdum geführt werden. Alles auszusprechen, ist offenbar keine Lösung, weggehen kann sie jedoch auch nicht, außerdem genießt sie ihre Privilegien. Sie feiert die Kindergeburtstage wie früher, wie Pippi Langstrumpf, doch der Kern der Utopie ist nicht mehr da. Und die bodentiefen Fenster machen den Alltag allzu durchsichtig …
"Dank des unerbittlichen Blicks und trockenen Humors … hält der Roman wunderbar die Balance zwischen Erschrecken und Vergnügen. Gegenwartsliteratur im buchstäblichen und besten Sinn." Katja Oskamp, MDR Figaro.
Anke Stelling, 1971 in Ulm geboren, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2004 wurden ihr gemeinsam mit Robby Dannenberg verfasster Roman "Gisela" und die Erzählung "Glückliche Fügung" verfilmt. Weitere Veröffentlichungen: "Nimm mich mit" (2002, gemeinsam mit Robby Dannenberg), "Glückliche Fügung" (2004) und "Horchen" (2010).