Barbara Zoeke liest aus ihrem Roman "Die Stunde der Spezialisten"

09-11-2017 (20:30)

Deutschland 1940: Max Koenig ist Professor für Altertumsforschung. Ein vererbtes Nervenleiden reißt ihn aus seinem beruflichen Leben und fort von seiner Familie. Er kommt in die Wittenauer Heilstätten und trifft dort auf Schwester Rosemarie, die versucht zu helfen, wo sie kann. Trotz seiner Hinfälligkeit wird Koenig zum Mittelpunkt einer kleinen Gruppe: dem Studienrat Dr. Carl Hohein, der eine Litanei auf die Farbe "Schwarz" komponiert, der jungen Pianistin Elfie, deren Hände zittern und die "Traumdeutsch" spricht, und schließlich Oscar, einem Jungen mit Trisomie 21.

Der Alltag auf der Station, die mangelhaften Essensrationen und die rassenhygienischen Kommentare der medizinischen "Spezialisten" werden nur durch die gegenseitige Unterstützung und kleine Freuden, wie die Besuche von Frau und Schwägerin, erträglich. Sie hoffen darauf, sich nach dem Krieg im Traumland Italien wiederzufinden. Doch Max Koenig und Oscar werden verlegt und ihren Angehörigen entzogen.

Töten wird sie Dr. Friedel Lerbe, ein Arzt, SS-Mann und fanatischer Verfechter der Rassenhygiene. Als Leiter einer Tötungsanstalt führt er das NS-"Euthanasie"-Programm mit bürokratischer Präzision aus – ein ganzer Stab von "Pflegern", Sekretärinnen, Technikern und Leichenbrennern steht diesem "Spezialisten" bei seinem Handwerk zur Seite.

"Barbara Zoeke hat eine historisch authentische, belehrende und zugleich spannende und sehr bewegende Geschichte geschrieben. Das ist eine bewunderungswürdige Leistung. Es handelt sich zweifellos um ein Buch, das nicht nur jeder junge Mediziner unbedingt lesen sollte." Friedmar Apel, Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Die 'Spezialisten' sind zum Ungeheuerlichsten in der Lage – dies zieht sich als Prophezeiung von Max Koenigs Doktorvater Gustaf Clampe zwischen den Zeilen durch den gesamten Roman, und das betrifft nicht nur die Nazis. Dass es eine Linie gibt zur Möglichkeit eines geklonten Menschen, zu Designer-Babies und computergestützten neuen Formen von 'Menschenzucht', ist deutlich erkennbar. Dies ist nicht nur ein Buch über Euthanasie." Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung

Barbara Zoeke ist habilitierte Psychologin, sie lehrte und forschte in den USA und an den Universitäten von Münster, Frankfurt, Würzburg und München. Mehrere Jahre war sie im Vorstand der "International Society of Comparative Psychology". Neben wissenschaftlichen Arbeiten zur Wahrnehmung und zum Gedächtnis veröffentlicht sie erzählende Prosa, Lyrik und Sachbuchtexte. Seit 2008 lebt sie in Berlin.

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