"Bleibtreu heißt die Straße" - Ein LebensBild von Mascha Kaléko, präsentiert von Jürgen Tomm.

26-07-2016 (20:30)

1929 macht eine zierliche 22jährige in der literarischen Bohème Berlins Furore: Ein Jahr zuvor hat sie einen Hebräischlehrer geheiratet und trägt nun den Namen Mascha Kaléko, und dieser Name und die Gedichte, die nun unter ihm in Zeitschriften erscheinen, lassen selbst Tucholsky und Co. aufhorchen. Es ist warmherzig-ironische Großstadtlyrik, ehrlich mit einem Schuss Sentimentalität, liebevoll gereimter Alltag der kleinen Leute. Ihr erstes Buch, "Das lyrische Stenogrammheft", wird Anfang 1933 ein großer Erfolg.

Wenige Monate später aber brennen auch die Verse von Mascha Kaléko auf den Scheiterhaufen der Nazis. Rowohlt wagt noch eine 2. Auflage, aber 1938 wird es höchste Zeit für sie und ihrem zweiten Mann, den Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver, in die USA zu emigrieren, wo sie sich und ihn mit Werbetexten ernährt. Nach dem Krieg hat sie mit alten und neuen Gedichten durchaus Erfolg, auch in Deutschland, aber als sie ihrem Mann zuliebe mit nach Israel geht, beginnt sie, sich nun erst richtig im Exil zu fühlen. Den frühen Tod ihres hochbegabten Sohnes wird sie nie verwinden. Als auch Vinaver stirbt, verschwindet der melancholische Ton nicht mehr aus ihren Versen. 1975 stirbt Mascha Kaléko in Zürich an Krebs, nur ein Jahr nach ihrem Mann.

Ihr Werk aber ist nach wie vor verfügbar, auch ihre Stimme ist konserviert. So kann man ihr Leben erzählen, wie es in den "LebensBildern" Tradition ist.

 

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