"Der wehrhafte Demokrat" - Heinrich Böll zum 30. Todestag von Heinrich Böll. Ein LebensBild mit Jürgen Tomm

14-07-2015 (20:30)

Heinrich Bölls literarisches Hauptwerk entstand zwischen 1951 und 1972.Es machte ihn mit Kurzgeschichten, Romanen und Hörspielen zu einem der bekanntesten, maßgeblichen Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur. Nach 6 Jahren als Soldat im Krieg und noch immer ohne Einkommen hatte er sich 1951 über 1000 Mark Preisgeld bei der "Gruppe 47" gefreut, 1972 bekam er den Nobelpreis für Literatur. Bis auf den Georg-Büchner-Preis 1967 aber (im Todesjahr Adenauers) hatte sich der deutsche Literaturbetrieb sehr zurückgehalten; zu sehr fürchtete man, mit hochrangiger Anerkennung für die scharfe Kritik Bölls am restaurativen Zuschnitt der Nachkriegspolitik, der Wieder- und Atombewaffnung, der nicht geleisteten Aufarbeitung der Nazizeit die offizielle Kulturpolitik zu verprellen.

Als Böll dann zwar einerseits russische Dissidenten wie Solschenizyn und Kopelew unterstützte, andererseits aber eine differenzierte Haltung zur RAF forderte, wurde er für die Springer-Presse und Teile der Justiz fast selbst zum Staatsfeind und musste sich gegen öffentliche Rufschädigung verteidigen - in Prozessen und mit Literatur: Herausragende Beispiele sind "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" und "Fürsorgliche Belagerung". Der Umfang seiner Reden und Schriften zu Politik und Gesellschaft entspricht fast dem der erzählenden Produktion. Wie haben sich Rolle und Wirkung der Intellektuellen seitdem verändert...

Zum 30. Todestag Heinrich Bölls erinnert Jürgen Tomm an einen der streitbarsten Schriftsteller und Demokraten nach dem 2. Weltkrieg.

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