"Die Liebe liebt das Wandern..." Wilhelm Müller, der Dichter und Griechenfreund, mit Musikbeispielen, vorgestellt von Jürgen Tomm, gelesen von Hanspeter Krüger.

08-10-2019 (20:30)

Als Franz Schubert in einer halblegalen Zeitschrift den Gedichtzyklus „Die Winterreise“ des fast gleichaltrigen Wilhelm Müller entdeckte, konnte er zwischen den Zeilen sofort lesen, worum es dem ging. Der Abend im Buchhändlerkeller macht deutlich, dass Müller sich auch in der "Winterreise" als ein tief enttäuschter Aufklärer zeigt: "Ich bin zuende mit allen Träumen". Als Freiwilliger an den Befreiungskriegen gegen Napoleon beteiligt und als Leutnant verabschiedet, brachte er es in den folgenden Jahren zum Hofrat und Herzoglichen Bibliothekar in seiner Heimatstadt Dessau. Als Mitarbeiter des liberalen Brockhaus Verlags aber gab er in vielen Liedern, mehr oder weniger versteckt, seiner Hoffnung auf ein Ende der Metternichschen Restauration und Reaktion Ausdruck und versuchte, in den "Griechenliedern" auch die Deutschen für den Freiheitskampf der Griechen zu entflammen wie Lord Byron.

Doch alle Hoffnung gefroren. Das apollinische Kunstideal des Italienreisenden Müller wurde zum barfüßigen Leiermann auf dem Eise Deutschlands.
Franz Schubert und Wilhelm Müller teilten leider auch das Schicksal des frühen Todes mit 31 bzw. knapp 33 Jahren. Doch im Gegensatz zum posthumen Weltruhm des Komponisten der "Winterreise" und der "Schönen Müllerin" ist dem Dichter dieser Zyklen, Wilhelm Müller, kaum ein Nachruhm beschieden gewesen oder immer nur im Zusammenhang mit Schubert. 

In Gedichten und Liedern zeichnen Jürgen Tomm und Hanspeter Krüger gemeinsam das Bild eines späten Romantikers und zugleich Vorläufers von Heinrich Heine nach.

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