04-01-2015 (17:00)
Zu Gast bei Magdalena Kemper ist Kristin Feireiss, die Architekturkritikerin und -historikerin.
Vor 35 Jahre eröffnete Kristin Feireiss (*1942), damals Journalistin und architekturbegeisterte Autodidaktin, zusammen mit einer Freundin im S-Bahnbogen am Savignyplatz die Architekturgalerie AEDES, die erste private Architekturgalerie weltweit. AEDES wird ein international renommiertes Forum für Stadtplanung und Architektur, ein Ort, an dem leidenschaftlich und kompetent über Sinn und Unsinn zeitgenössischen Bauens und Planen nachgedacht wird. Seither hat Kristin Feireiss städteplanerische Debatten auch in Berlin immer wieder kritisch begleitet und mit Verve vorangetrieben. Sie hat jahrelang das Niederländische Architekturinstitut in Rotterdam geleitet, war Kommissarin bei der Architekturbiennale in Venedig und ist Ehrendoktorin der TU Braunschweig.
Kurz vor ihrem 70.Geburtstag lüftete die Berlinerin Kristin Feireiss das Geheimnis ihrer Familie: Sie war 5 Jahre alt, als sie ihre Eltern bei einem Autounfall verlor. Von nun an wuchs sie mit ihren Geschwistern im Haus ihres Onkels auf. Und der hieß Josef Neckermann, Versandhausgründer und Dressurreiter, einer der sehr reichen und nicht unumstrittenen Vertreter des bundesdeutschen Wirtschaftswunders. Es ist eine verstörende Kindheit, die Kristin Feireiss erlebt, geprägt von emotionaler Kälte und einer Erziehung, die sich allein an Leistung, Disziplin und Erfolg orientiert nach dem Motto: Was uns nicht umbringt, macht uns härter. Lange versucht sie, sich diesen Regeln widerspruchslos unterzuordnen. Als sie schließlich die Familie verlässt und ihren eignen Weg geht, ist der Bruch unvermeidbar. Sie wird regelrecht verstoßen. In ihrer Autobiografie mit dem Titel „Wie ein Haus aus Karten“ hat sie sich der Geschichte der Neckermanns, ihrer Familiengeschichte, mutig und schonungslos gestellt.
Im Gespräch mit der langjährigen SFB/rbb-Redakteurin Magdalena Kemper erzählt Kristin Feireis, wie sie geworden ist, was sie geworden ist.
Magdalena Kemper, geboren 1947 in Berlin, studierte Germanistik und
arbeitet seit 1972 als Journalistin und Redakteurin beim Sender Freies
Berlin, später beim rbb. 2012 erhielt sie die Hedwig-Dohm-Urkunde für
ihre herausragende journalistische Leistung und ihr frauenpolitisches
Engagement.
Kristin Feireiss, 1942 in Berlin geboren, studierte
Kunstgeschichte in Frankfurt am Main und Berlin. 1980 gründete sie die
Architekturgalerie Aedes in Berlin. Sie ist eine der bedeutendsten
deutschen Architekturkennerinnen und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes
am Band. 2012 ist ihre Autobiografie "Wie ein Haus aus Karten" im Ullstein Verlag erschienen.

Kerstin Freireiss (c) privat