"es möchte der Holunder sterben an euer Vergesslichkeit" - Lesung zum 50. Todestag von Johannes Bobrowski und Ausstellungseröffnung mit Zeichnungen von Ernst Krantz.

01-09-2015 (20:30)

Als  Johannes Bobrowski, dessen Todestag sich zum 50. Mal jährt, am 2. September 1965, erst 48jährig, überraschend an einem Blinddarm-durchbruch starb, war er sowohl diesseits als auch jenseits des Eisernen Vorhangs eine „monolithische Erscheinung“ (Stefanie Golisch). „Ich werde mich nicht auf ostdeutsch firmieren lassen, so wenig wie auf westdeutsch“, äußerte er einmal, „entweder ich mach deutsche Gedichte oder ich lern Polnisch“. In seinen Gedichten beschwört er die Erinnerung an seine Heimat Sarmatien und Visionen des Verlorenen. In seiner Prosa läßt er die Figuren aus ihrer Sprache, aus den Bildern und Stimmungen der Landschaft und der Natur entstehen.

Ernst Krantz, der 1889 in Ostpreußen geboren ist, entzieht sich jeder eindeutigen stilistischen Einordnung. Er kam 1909 nach Berlin, um  Architektur zu studieren, wandte sich jedoch schon bald der Malerei zu und war  fasziniert von der Farbigkeit der Impressionisten, von Van Gogh und Cézanne. Nach dem 1. Weltkrieg tendierte er zum Expressionismus und schloss sich der Novembergruppe an. Sein Lehrer Lovis Corinth erschien ihm wie ein „Schutzwall gegen ungesunde und dekadente Zeitströmungen“. Er richtete sich ein Atelier in Wilmersdorf ein und arbeitete nebenbei als Zeichenlehrer und im Ausstellungs- und Messebau.

Im 2. Weltkrieg wurde sein Atelier mit einem großen Teil seiner Werke bei einem Bombenangriff vernichtet. Sein zwischen Realismus und Abstraktion changierendes Werk ist bis zu seinem Tod 1954 geprägt von den Erlebnissen in der Kriegs- und Nachkriegszeit (Flüchtlingsströme, Zerstörung und Wiederaufbau) und einer tiefen Sorge um die Zukunft des Menschen.

Mit Werner Meyke, Hannes Schwenger und Dietmar Bauschke

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