F.C. Delius: "Die lustigste CDU, die es je gab". 50 Jahre "Wir Unternehmer. Über Arbeitgeber, Pinscher und das Volksganze"

18-10-2016 (20:30)

In der Reihe "Wiedergelesen"

Es war beileibe kein linkes Blatt, sondern der renommierte "Monat", in dem Lothar Romain im März 1967 die schon im Jahr zuvor bei Wagenbach erschienene "Dokumentarpolemik" Wir Unternehmer des damals 23jährigen Lyrikers F.C. Delius an die Seite "jener wichtigen und aufklärerisch entlarvenden sprachlich-soziologischen Abhandlungen" stellte wie Dolf Sternbergers Wörterbuch des Unmenschen. "Die ideologisch verbrämte, naiv-mystifizierende Sprache einer Gesellschaftsschicht", so Romain, "macht sich selbst zum Gegenstand eines zornigen Gespötts, entlarvt in ihrer aufgeblähten, unvergorenen und verantwortungslosen Diktion die Unlauterkeit, mit der sie gehandhabt wurde."

Was Delius vor genau 50 Jahren mit dem Untertitel "Über Arbeitgeber, Pinscher und das Volksganze" mit subversiver Raffinesse (in Verform!) seinem zornigen Gespött aussetzte, waren die Protokolle des Wirtschaftstages der CDU/CSU im Juli 1965 in Düsseldorf. Im Wortlauf der Reden von Ludwig Erhardt, Franz Josef Strauss, Hans-Martin Schleyer, von Politikern, Industriellen, Konzernchefs, Bankern und ihren ministerialen Handlangern wird    als "Teilhabe am politischen Geschehen" formuliert - und kommentiert -, was sehr bald die Studentenbewegung, die APO und schließlich die RAF und den 2.Juni auf den Plan rief: Verlogenheit, Ausbeutung, Menschenfeindlichkeit.

Nach 1983 im Pendragon Verlag wurden die  Frühwerke des Lyrikers, Essayisten und Romanciers Friedrich Christian Delius (auch Unsere Siemens-Welt und Einige Argumente zur Verteidigung der Gemüseesser) 2014 bei Rowohlt zum 2. Mal neu aufgelegt.

Unter dem Titel "Die lustigste CDU, die es je gab" präsentiert Friedrich Christin Delius  seinen ersten politischen Streich in einer Zeit, in der der globale Kapitalismus viel weniger Anlass zum Lachen bietet.

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