20-02-2014 (20:30)
Die Sportplatzkneipe der Familie Enders ist vor allem dafür bekannt, dass sich Selbstmörder dort ihr letztes Bier zapfen lassen. Sonst passiert nicht viel in Strottenheim. Für Milla Enders, Wirtstochter und genervt vom Leben, ändert sich erst etwas, als sie sich mit einem lebensmüden Bullibesitzer auf Reisen begibt.
Millas Familie, das sind die dominante
Großmutter Lucia und ihre in die Jahre gekommene Mutter Rosana − eine
Dorfschönheit, die für jeden, der wegen ihres Lächelns nicht auf dem Bahngleis
endet, mit dem Zitronenmesser eine Kerbe in den Tresen ritzt. Und dann gibt es
noch Millas Onkel Jano, mit dem Milla am liebsten den öden Kneipenalltag hinter
sich lassen würde. Janos und Millas Beziehung ist eng − zu eng, wie Großmutter
Lucia meint. Als die beiden eines Abends beim Tête-à-tête erwischt werden,
bekommt Jano kalte Füße und verschwindet. Milla bleibt allein in Strottenheim
zurück. Ausgerechnet mit einem Paketfahrer, der noch mehr in Schwierigkeiten
steckt als sie, macht sie sich auf, Jano zu suchen.
»Bei Leuten, die sich vor einen Zug schmeißen wollten, war Strottenheim eine
große Nummer.«
Franziska Wilhelm, 1981 in Erfurt geboren, lebt in Leipzig. 2011 erhielt sie das Förderstipendium der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen. Mit ihren Erzählungen war die Autorin u. a. Preisträgerin beim Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen, beim sächsischen »poet bewegt« und beim »Eobanus Hessus«-Schreibwettbewerb sowie Finalistin des Nachwuchsautorenwettbewerbs von KulturSpiegel und Thalia.