Gastveranstaltung der Edition A.B.Fischer: Jürgen K. Hultenreich liest aus seinem Roman "Die Schillergruft" und zeigtTuschebilder

16-07-2014 (20:30)

Als der junge Georg Hull Mitte der 60er Jahre in der DDR wegen eines gescheiterten Fluchtversuchs verhaftet wird, ahnt er nicht, welch leidvoller, manchmal absurder Weg durch die Mühlen von Justiz und Psychiatrie ihm bevorsteht. Weil er sich vor Gericht mit Schiller-Zitaten verteidigt und überdies erklärt, er läse nur Schiller, findet er sich bald „zur Beobachtung“ unter Geisteskranken oder irgendwie Auffälligen wieder. In der Tat kennt er viele Gedichte Schillers auswendig, die ihm Halt geben in dieser „Gruft“. Immer wieder muss er sie seinen Vernehmern perfekt rezitieren - und manchmal bringen sie ihm auch finanzielle Sonderleistungen ein. Dort, in tiefster Bedrängnis, findet Georg Hull sogar seine verloren geglaubte Jugendliebe wieder. Trotz einer gespenstischen Geisterfahrt durch die Welt von Medikamentenzwang und Elektroschocks besteht er diesen Irrwitz mit Ironie und Haltung.

"Nicht ich bin krank", sagt sich Georg Hull, "das Land ist es".

 "Was der Autor schildert, ist ihm widerfahren. Eine Staatsanwältin ließ den 18-jährigen in die Psychiatrie Pfafferode einweisen. So abschreckend die Verhältnisse in der geschlossenen Anstalt DDR auch immer waren, so faszinierend sind die Gestalten, die in diesem grandiosen Panoptikum agieren." (Wulf Kirsten)

 Jürgen K. Hultenreich, 1948 in Erfurt geboren, war Musiker, Bibliothekar und Lyrikrezensent. 1985 wurde er aus der DDR ausgewiesen und lebt seitdem als freier Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlichte seit 1985 er Gedichte, Erzählungen, Kurz- und Kriminalgeschichten sowie Aphorismen. "Die Schillergruft", sein bisher einziger Roman, erschien in einer 1. Fassung 2001.

Erst seit kurzem malt und zeichnet er auch wieder. Im Buchhändlerkeller zeigt er mehrfarbige Tuschezeichnungen, mit denen er auch auf literarische Werke reagiert.

 

Jürgen K. Hultenreich liest in einer Gastveranstaltung der Edition A∙B∙Fischer

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