Geliebte, verfluchte Hoffnung - Ein LebensBild der Schriftstellerin Brigitte Reimann, zu ihrem 50. Todestag präsentiert von Jürgen Tomm

21-02-2023 (20:00)

Als die Schriftstellerin Brigitte Reimann 1973 mit noch nicht 40 Jahren an Krebs starb, hinterließ sie den Roman „Franziska Linkerhand“ unvollendet – und weit entfernt von allem Früheren. Geboren 1933 in Burg bei Magdeburg, hatte sie den in der DDR geforderten „Sozialistischen Realismus“ bejaht und war für 8 Jahre in die neue Plattenbau-Industriestadt Hoyerswerder gezogen, die ihr nun die Stoffe für Erzählungen und Hörspiele lieferte. Die Erzählung „Ankunft im Alltag“ gab dieser Literatur das Etikett. 1964 gewann die Autorin den Heinrich-Mann-Preis. Zunehmend aber sah sie die Kehrseiten der Verheißungen und versuchte, auch formal andere Möglichkeiten auszuprobieren. Ein Jahr nach ihrem Tod erschien eine erste Ausgabe des gut 600 Seiten dicken Romans – um viele kritische Passagen gekürzt. Erst 1998 kam eine vollständige Fassung auf den Buchmarkt. Aber schon ab 1983 gewannen Leser und Kritiker immer tieferen Einblick in ein heimliches Hauptwerk - ihre Tagebücher. Darin zeigen sich in schonungsloser Offenheit ihre sinnliche Sehnsucht nach der richtigen Liebe, der drei Ehen nicht gewachsen waren, aber auch die immer größere Mutlosigkeit nach außen, die Zweifel an den „sozialistischen“ Menschen und ihrer Gesellschaft und ihren eigenen Fähigkeiten. Unter dem Titel „Hunger auf Leben“ wurde diese Suche mit Martina Gedeck eindrucksvoll verfilmt.

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