17-09-2015 (20:30)
György Dalos kam 1943 in Budapest zur Welt, sein Vater starb 1945 in einem Arbeitslager, in das er wegen seiner jüdischen Herkunft gebracht wurde. Während eines Studiums der Geschichte erschien 1964 sein erster Gedichtband. Nach Verhängung einer Haftstrafe und eines Berufs- und Publikationsverbots (1968) war er als Übersetzer tätig. 1977 gehörte er zu den Begründern der demokratischen Oppositionsbewegung in Ungarn.
1984 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und hat seitdem vorrangig in Deutschland und Wien gearbeitet, war u. a. von 1995 bis 1999 Leiter des „Hauses Ungarn“ in Berlin und 1999 Koordinator des Themenschwerpunktes „Ungarn“ auf der Frankfurter Buchmesse. 2010 erhielt er den „Leipziger Buchpreis für europäische Verständigung“.
Dalos entwirft in seiner Vater-Sohn-Geschichte „Der Fall des Ökonomen“ die Lebenswelt von ungarisch-jüdischen Intellektuellen nach 1989.
Gabor Kolosz ist ein Ökonom, für dessen Träume und Erfahrungen die neue Welt keine Verwendung mehr hat. Er versucht sich im Privaten und Beruflichen zu arrangieren, scheitert an den Umständen und an sich selbst. Im Roman wird die Zeit nach der „Wende“ in Budapest beschrieben, aber auch in Rückblicken ein Bild des Realsozialismus gezeichnet, das Tragik und Komik vereint.
Marianne Suhr wird mit György Dalos über die europäische Idee und das heutige Ungarn diskutieren.