„Ich bedauere, dass ich nicht sentimental bin” Unter diesem Titel präsentiert Jürgen Tomm ein LebensBild von Anton P. Tschechow und seine Erinnerung an den iranischen Filmregisseur Sohrab Shahid Saless

28-01-2020 (20:30)

Die Lebensreise des russischen Dramatikers und Erzählers Anton P. Tschechow führte von der Provinzstadt Taganrog über Moskau, sein Gut Melichovo, die Strafkolonie Sachalin und seine Villa in Jalta zum Kurort Badenweiler in Deutschland, wo er 1904 an der Schwindsucht starb – mit 44 Jahren. Inszeniert von Stanislawski und mit seiner Frau Olga Knipper in den Hauptrollen feierten seine Stücke Drei Schwestern oder Der Kirschgarten Triumphe am Moskauer Künstlertheater, während sich der Autor meist  der Krankheit wegen im Süden aufhielt. Die eigentliche Hauptdarstellerin seiner Stücke aber ist die ereignislos verrinnende Zeit. Das Warten und die immer wieder aufkeimende Hoffnung auf Veränderung definieren ein "postdramatisches" Theater lange vor dessen moderner Erfindung.

Für den iranischen Filmregisseur Sohrab Shahid-Saless war Tschechow ein lebenslanges Vorbild. Die "Melancholie des Stillstands" kennzeichnet seine bis zu dreieinhalb Stunden langen Kinofilme wie Utopia oder Grabbes letzter Sommer für das deutsche Fernsehen.

In der Reihe LebensBilder im Buchhändlerkeller erinnert  Jürgen Tomm an beide, den bis heute  vielgespielten Anton P. Tschechow und seinen vielfach preisgekrönten "Schüler" Sohrab Shahid-Saless, der, keine zehn Jahre älter als sein Meister, in Amerika an Mangel an Aufträgen, Depression und Alkohol ähnlich elend umkam wie sein "Held", der Dichter Christian Dietrich Grabbe.

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