11-12-2025 (20:00 - 21:30)
Lesung und Gespräch, Moderation: Axel Haase.
Der ungewöhnliche
Titel „ë“ steht für einen Buchstaben, der in der albanischen Sprache eine
wichtige Funktion hat, obwohl er meist gar nicht ausgesprochen wird. Als Kind
von Geflüchteten aus dem Kosovo ist die Erzählerin auf der Suche nach Sprache
und Stimme. Sie wächst in Deutschland auf, geht in den Kindergarten, zur Schule
und auf die Universität, sucht nach Verständnis, aber stößt immer wieder auf
Zuschreibungen, Ahnungslosigkeit und Ignoranz.
Als der Kosovokrieg Ende der 90er-Jahre wütet, erlebt sie ihn aus sicherer
Entfernung. Doch auch in der Diaspora sind Krieg und Tod präsent – sie werden
nur anders erlebt als vor Ort.
Der Roman „ë“ erzählt von dem in Deutschland kaum bekannten Kosovokrieg und
erinnert an das Leid von Familien, die ihre Heimat verloren haben, deren
ermordete Angehörige anonym verscharrt wurden und bis heute verschollen oder
nicht identifiziert sind. Eine Vergangenheit, die nicht vergehen kann, weil sie
buchstäblich in jeder Faser des Körpers steckt, wird von Jehona Kicaj im
wahrsten Wortsinn zur Sprache gebracht.
Jehona Kicaj, geb. 1991 in Kosovo und aufgewachsen in Göttingen, studierte Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Nach wissenschaftlichen Publikationen erscheinen von ihr seit 2020 auch literarische Texte. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie „Und so blieb man eben für immer. Gastarbeiter:innen und ihre Kinder“ (2023). Der Roman „ë“ ist ihr Debüt.