23-04-2015 (20:30)
Joseph Fröhlich (1694-1757), gelernter Müller aus der Steiermark,
wohlbestallter kurfürstlich-königlicher Taschenspieler und Lustiger Rat am
Dresdner Hof, Vertrauter Augusts des Starken – der Einzige, der ihn duzen darf
–, fürsorglicher Familienvater, der sich am Elbufer auf einem Grundstück, das
August ihm geschenkt hat, ein Haus baut: ein menschenfreundlicher und
wohltätiger Mann. Doch auch ein Spielball des Kurfürsten.
Ganz anders das Leben von Peter Prosch (1744-1804), einem Tiroler aus ärmsten
Verhältnissen und von heiter-naivem Naturell, der in Österreich und
Süddeutschland von Fürstenhof zu Fürstenhof zieht – ihm ist es nicht vergönnt,
eine Stelle zu erlangen. In einem fiktiven Brief an Joseph Fröhlich beklagt er,
dass die Fürsten und ihre Günstlinge üble, oft grausame Scherze mit ihm
treiben: Man will ihm ein Kind unterschieben, man erklärt ihn zum Taufpaten
eines Esels, man heftet ihm einen falschen Bart an und steckt ihn in Brand, man
bindet ihn am Sattel eines wilden Pferdes fest - alles zur Belustigung der
Herren. Er erduldet es, denn: "Je mehr ich ertrage, desto größer ist mein
Ertrag."
Hans Joachim Schädlich macht erneut, kunstvoll und verknappt, zwei historische
Gestalten und ihre Zeit lebendig. Mit diesem Roman über Macht und Moral,
Abhängigkeit und Selbstachtung fügt er seinem Werk ein weiteres Bravourstück
hinzu.
Hans Joachim Schädlich, 1935 in Reichenbach im Vogtland geboren, arbeitete an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin, bevor er 1977 in die Bundesrepublik übersiedelte. Heute lebt er wieder in Berlin. Für sein Werk bekam er viele Auszeichnungen, u. a. den Heinrich-Böll-Preis, Hans-Sahl-Preis, Kleist-Preis, Schiller-Gedächtnispreis, Lessing-Preis, Bremer Literaturpreis, Berliner Literaturpreis und Joseph-Breitbach-Preis. Zuletzt veröffentlichte er die Novelle „Sire, ich eile. Voltaire bei Friedrich II.“
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