09-12-2014 (20:30)
In der Reihe "Fanal und Ernüchterung - Kunst und Gesellschaft nach 1914/18"
Fast genau 10 Jahre nach der Novemberrevolution von 1918 veröffentlichte Joseph Breitbach (1903-1980) seinen literarischen Erstling, die Erzählung Rot gegen Rot, in der Zeitschrift Die jüngste Dichtung. Sogleich gelobt etwa von Stefan Zweig, Erich Kästner, Hermann Kesten und Max Brod, hatte die Publikation für den Autor den Verlust seines Arbeitsplatzes zur Folge, das Augsburger Warenhaus Landauer entließ ihn als "Nestbeschmutzer".
"Die Erzählung Rot gegen Rot erlaubt einen tiefen Einblick in die Verlockungen des Kommunismus und dessen Versprechungen für den Schutz der Arbeit vor der Ausbeutung durch das Kapital. Als junges, zum Klassenkampf entschlossenes KP- Mitglied wirbt Karl in Rot gegen Rot für die Rote Zelle im Kaufhaus, aber seine idealistische Begeisterung findet seine Grenzen in den alltäglichen Entscheidungen und persönlichen Gefühlen. In den Figuren des Abteilungsleiters und Einkäufers Max Lindemann, der vulgären Neureichen oder den anderen Vertretern der Bourgeoisie werden zwar die verschiedenen sozialen Klassen mit leichter Hand geschildert, gleichwohl ging es Breitbach dabei nie vordergründig um Klassengegensätze.(…) Aus der zunächst unbelasteten Liebesgeschichte zwischen Karl und Lene entwickelt sich ein Gewissenskonflikt, dabei steht das private Gefühl im Gegensatz zum Interesse der Partei. Karl entzieht sich durch Flucht zunächst beiden, antizipiert aber bereits seine Rückkehr als Held der Revolution- eines fernen Tages." Wolfgang Mettmann, Herausgeber der Neuauflage im Wallstein- Verlag 2008