Katja Lange-Müller liest aus ihrem Roman "Drehtür"

22-09-2016 (20:30)

Asta ist nach 22 Jahren im Dienst internationaler Hilfsorganisationen am Münchner Flughafen gestrandet. Von den Kollegen weggemobbt aus der Krankenstation in Nicaragua, wo sie zuletzt tätig war, steht sie neben einer Drehtür und raucht. Sie wollte eigentlich gar nicht zurück. Aber weil sich ihre Fehlleistungen häuften, bekam sie ein One-Way-Ticket geschenkt. Und nun weiß sie nicht, wie es weitergehen soll. Einigermaßen wohl fühlt sie sich nur, wenn sie gebraucht wird. Und wer könnte sie, die ausgemusterte Krankenschwester, jetzt noch brauchen? Während Asta über sich nachdenkt, beobachtet sie ihre Umgebung – und meint, Menschen wiederzuerkennen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet ist: den Koch der nordkoreanischen Botschaft, der eines Abends mit geschwollener Wange in einem Berliner Hauseingang hockte, ihre Kollegin Tamara, die ein glühender Fan von Tamara »Tania« Bunke war, ihren Exfreund Kurt, mit dem sie turbulente Wochen in einer tunesischen Ferienanlage verbrachte, und viele andere mehr. Mit jeder Zigarette taucht Asta tiefer in ihre Vergangenheit ein – und mit jeder Episode variiert die Erzählerin ein höchst aktuelles und existenzielles Thema: das Helfen und seine Risiken.

Katja Lange-Müller, geboren 1951 in Berlin-Lichtenberg. Neun Jahre Schule an der 19. Oberschule Berlin-Friedrichshain. Relegation wegen »unsozialistischen Verhaltens«, Redakteurin der Berliner Zeitung, pflegerische Hilfskraft auf geschlossenen psychiatrischen Frauenstationen  Studium am Institut für Literatur Johannes R. Becher in Leipzig. 1984 Umsiedlung in die Bundesrepublik Deutschland. Veröffentlicht seit 1986 Erzählungen, im Jahre 2001 erhält sie für ihren Roman „Die Letzten. Aufzeichnungen aus Udo Posbichs Druckerei“ den Preis der SWR-Bestenliste. U.a. Stadtschreiberin in Mainz, 2004 Burgschreiberin in Beeskow/Oder-Spree und Stipendiatin der Villa Massimo.  Ausgezeichnet u.a. mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und dem Kleist-Preis.

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