31-03-2015 (20:30)
"Immer, wenn die Deutschen einen Krieg verloren, drucken sie meinen Untertan."Heinrich Mann war ein Unzeitgemäßer unter denSchriftstellern. Entworfen 1906, geschrieben 1912, konnte "DerUntertan" erst 1918 erscheinen, als das Kaiserreich zu Ende war. Die DEFA-Verfilmung von 1951 aber machte deutlich, dass dieselbe Mentalität auch das "Dritte Reich" ermöglichte. Zum Kino-Welterfolg wurde dieVerfilmung von "Professor Unrat" noch in der Weimarer Republik. Sein Hauptwerk, den "Henri Quatre" - ein Bekenntnis zum übernationalen Denken, zu Europa, während Europa sich gerade zerfleischte - musste Heinrich Mann dann schon im französischen Exil schreiben.
Schriftsteller von Feuchtwanger bis Kesten, von Kantorowicz bis Ludwig Marcuse verehrten ihn als großen Stilisten und weit voraus denkendenpolitischen Kopf. Er starb 1950 im kalifornischen Santa Monica kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland, wo er Präsident der Akademie der Künste werdensollte - in Ostberlin. Kein wichtiger westdeutscher Politiker würdigte diesen Verlust für die Literatur und einen demokratischen Neubeginn, nicht einmal seine Heimatstadt Lübeck.
In einem "LebensBild" stellt Jürgen Tomm denHellsichtigen ins Urteil seiner Zeitgenossen.