09-11-2016 (20:30)
Zum 100. Geburtstag vorgestellt von Jürgen Tomm.
Peter Weiss, geboren 1916 in Nowawes bei Potsdam, fand erst als Fünfzigjähriger internationale Anerkennung. Wegen der jüdischen Abstammung hatte die Familie Nazi-Deutschland verlassen; der Sohn Peter erlebte eine traumatisierende Kindheit und Jugend in England, in Nordböhmen und Prag und gelangte schließlich nach Südschweden. Er begann seine künstlerische Laufbahn als Maler und Experimentalfilmer, schrieb aber auch schon früh. In Deutschland erschienen ab 1960 zunächst autobiografische Prosabücher ("Abschied von den Eltern", "Fluchtpunkt"), die seine eigene Fremdheit thematisierten, dann die ersten Theaterstücke. Mit der Uraufführung von "Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat..." 1964 am Berliner Schiller-Theater gelang ihm ein Welterfolg. Die Erfahrung sehr unterschiedlicher Interpretationen dieses Stückes brachte Weiss in den folgenden Stücken zu immer radikalerer Ablehnung von Faschismus, Rassismus und Kolonialismus. Verantwortung für die Opfer kennzeichnet auch den von 1975-81 entstandenen Riesenroman "Die Ästhetik des Widerstands". Kurz nach dessen Vollendung starb Weiss 1982.
Anlass dieses "LebensBildes" im Buchhändlerkeller ist zwar der 100. Geburtstag von Peter Weiss, die politische Aktualität seiner Position gegen Rassenhass, Ausgrenzung und Ausbeutung aber ist wieder deutlich größer geworden.