LebensBilder: Die Trümmer der Geschichte. Über Walter Benjamin. Mit Jürgen Tomm.

17-02-2015 (20:30)

Mit der Wieder- oder auch Erstveröffentlichung seiner Schriften in den 60er Jahren wurde der Philosoph und Schriftsteller Walter Benjamin (1892-1940) posthum zum Augenöffner der kritischen Linken, besonders mit der marxistisch grundierten Schrift "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit". In überfüllten Hörsälen aber nahmen Weggefährten und Freunde wie Theodor W. Adorno, Ernst Bloch und Gershom Scholem, sowie Jürgen Habermas Benjamin in Schutz gegen populärmarxistische Verallgemeinerungen. In der Tat werden Denken und Schreiben Benjamins eher von Brüchen, Wandlungen und Widersprüchen bestimmt als von ideologisch eindeutiger Systematik. Esoterische und messianische Traditionen aus dem Judentum finden sich darin ebenso wie ein Ja zum dialektischen Materialismus. Unter dem Einfluss der Ereignisse von der "Machtergreifung" der Nazis bis zum Hitler-Stalin-Pakt aber sah Benjamin die geschichtsphilosophischen Grundlagen seines "Passagen"-Werks zertrümmert. Auf der Flucht über die spanische Grenze 1940 starb Benjamin vermutlich durch Suizid. In der Form des "LebensBildes" mit Jürgen Tomm wird deutlich, dass das Werk Benjamins nicht gescheitert ist, weil es unvollendet blieb, sondern unvollendet blieb, weil es nicht gescheitert ist.

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