Moderation: Cornelia Staudacher

Link für den Live Stream:  https://youtu.be/CuWIzAp_CDY

Als Heinrich George 1946 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen starb, war sein Sohn Götz George acht Jahre alt.

Und doch fühlte er sich zeitlebens seinem Vater verbunden, dem er auf eigene Weise nachfolgte. Heinrich George war in den 20er Jahren nicht nur Berliner Theaterkönig; nach dem Film „Metropolis“ und seiner unvergeßlichen Darstellung des Franz Biberkopf wurde er auch zur Filmlegende der Weimarer Republik. Was ihn nicht davor bewahrte, sich im Dritten Reich für Propagandazwecke einspannen zu lassen.  

Götz George spielte zunächst in Karl-May-Filmen, dann in Filmen wie „Schtonk“ und „Rossini“, in denen die Republik ihre zweifelhaften Seiten zeigte. Schließlich glänzte er in Charakterrollen wie „Der Totmachet“ und wurde als Schimanski zum beliebtesten deutschen Fernsehkommissar und zum Prototyp des neuen Manns, der sich nicht nur stark, sondern auch verletzlich zeigen durfte. 

Beide, Vater und Sohn begeisterten in ihrer Popularität und ihrer Nähe zum Normalo-Zuschauer ein breit gefächertes Publikum und wurden zu echten Volksschauspielern, in denen sich die Zeitgeschichte widerspiegelt. Thomas Medicus gelingt es auf überzeugende Weise, diese Verquickung zwischen individuellen und epochalen Prägungen sichtbar zu machen. 

Mit der gelungenen Doppelbiografie zweier prägender Schauspielkünstler des 20. Jahrhunderts ist ihm eine außergewöhnliche, bewegende Vater-Sohn-Geschichte und ein Bilderbogen des Zeitkolorits gelungen.

Thomas Medicus schrieb u.a. für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und war stellvertretender Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“. Heute lebt er als freier Publizist und Buchautor in Berlin. Seine Biographie über „Melitta von Stauffenberg“ (2012) wurde hochgelobt, über sein Buch „Heimat“ (2014) schrieb die „Neue Zürcher Zeitung“: „Eigenwillig und fesselnd…. eine vielschichtige zeithistorische Erzählung“.