13-11-2014 (20:30)
Frida ist eine der Besten ihres Fachs. Sie kann den Klang von Horror und
Kriegsgetümmel imitieren, sie weiß, dass es zwanzig Arten gibt, eine
Zigarette zu rauchen und dass jede anders klingt. Nur das Hüftknacken,
das ihre eigenen Schritte begleitet, müsste einer rausschneiden, findet
sie. Da hört man die Jahre vergehen.
Und doch hätte alles so weiterlaufen können, das Leben mit Robert in dem
Haus vor der Stadt – wäre nicht plötzlich Jonas aufgetaucht, ein junger
Regisseur mit einem apokalyptischen Film, dessen Tonspur samt Tonmann
auf unerklärliche Weise abhandengekommen ist. Die Geräuschemacherin soll
nach Japan, genauer: nach Kyoto reisen, um die verlorene Tonspur zu
rekonstruieren. Ein Angebot, das Frida voller Neugier annimmt, nicht
ahnend, dass im Land der sprechenden Automaten und Sony-Rekorder mehr
als nur technische Prüfungen auf sie warten. Die Begegnung mit dem
jungen Takeshi bringt Fridas Welt ins Wanken. Und als sich, am 11. März
2011, ein weiteres schweres Beben ereignet, scheinen sich Ursache und
Wirkung, Innen und Außen vollends zu verkehren.
Lucy Fricke, 1974 in Hamburg geboren, gewann 2005 den Berliner «Open
Mike», 2007 erschien ihr Debüt «Durst ist schlimmer als Heimweh», drei
Jahre später der Roman «Ich habe Freunde mitgebracht». Nur wenige Wochen
nach der Katastrophe von Fukushima trat sie ein mehrmonatiges
Stipendium des Goethe-Instituts in Kyoto an.
Seit 2010 veranstaltet Lucy Fricke HAM.LIT, das erste Hamburger Festival für junge Literatur und Musik. Sie lebt in Berlin.
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© by Dagmar Morath