Matthias Zschokke liest aus seinem Roman "Die Wolken waren groß und zogen da oben hin"

17-11-2016 (20:30)

Auch in seinem neuen Roman erweist sich Matthias Zschokke als ein gewitzter, raffinierter Dichter, ein Meister des Lapidaren, Leisen, Unscheinbaren, wie nebenher Gesagten. Aber man lasse sich nicht täuschen, denn nichts ist belanglos oder harmlos in dieser „Wundertüte der Alltäglichkeit“, wie Niels Höpfner, der Freund und Adressat der Mails im Roman „Lieber Niels“, es einmal treffend formuliert hat. Diesmal ist der Protagonist ein Schriftsteller; er heißt Róman und lebt mit seiner Freundin in Berlin. Zu Beginn des Romans hadert er noch mit sich, was er erzählen will, geschweige denn, was es wert sei, erzählt zu werden. Dann fängt er doch an und lässt seinem ungeordneten Erzählimpetus freien Lauf, berichtet von seiner betagten, immer etwas quengeligen Mutter, die sich, ebenso wie ein in Süddeutschland lebender Freund, der krank ist und sich einer Operation unterziehen muss, Hilfe erhofft, das Erdendasein zu beenden – Stoff für philosophische Abschweifungen in dem Zschokke eigenen witzig-maliziösen Ton. Wieder spielt Zschokke auf der Klaviatur der Stimmungen und Befindlichkeiten mit der ihm eigenen sprachlichen Fantasie und Feinfühligkeit. Changierend zwischen Ernst und Heiterkeit, Weltschmerz und Überschwang,  entlockt er dem Leben manch magische Momente.

Matthias Zschokke, geboren 1954 in Bern, lebt seit 1980 als Schriftsteller und Filmemacher in Berlin. Er debütierte 1982 mit dem Roman „Max“, für den er den Robert-Walser-Preis erhielt, und veröffentlichte seitdem zahlreiche Romane und Theaterstücke, für die er etliche Preise erhielt, u.a. den Prix Femina étranger  für „Maurice mit Huhn“ (2006) und den Eidgenössischen Literaturpreis.  Zuletzt erschienen von ihm „Lieber Niels“ (2011) „Der Mann mit den zwei Augen“ (2012). und „Die strengen Frauen von Rosa Salva“ (2014).

 

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