Medienkrieg mit Dichtern - Literatur in West und Ost in den frühen sechziger Jahren. Mit Jürgen Tomm.

20-07-2017 (20:30)

2010 fand im Literaturforum im Brechthaus in Berlin eine Veranstaltungsreihe statt unter dem Titel "Szenen Berliner Literatur 1955 -1965". Unter anderen Referenten und Themen beleuchtete  Jürgen Tomm darin die politische Rolle der Literatur in Fernsehsendungen in Ost und West zwischen 1991 und 65. In seinem erweiterten Vortrag im Buchhändlerkeller wird deutlich, wie viel mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung hohe und höchste Repräsentanten der DDR wie Ulbricht, Hager oder Verner der Literatur und ihrer Einbindung in den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft zumaßen, und das hieß unmissverständlich: Anpassung an den Sozialistischen Realismus. Verbale Diffamierungen gegenüber Schriftstellern wie "Pinscher" (Ludwig Erhardt 1965) oder "rote Ratten" (F.J. Strauss 1972) waren von Mitgliedern des Politbüros nicht zu erwarten,  dafür waren die Folgen umso drastischer für diejenigen, die nicht lassen wollten von den "aus der Klassengesellschaft überkommenen Missgestaltungen der Gesellschaft, die eine faule Frucht des sorgsam gehüteten Bildungsprivilegs der Bourgeoisie sind", wie es ein Fernsehsprecher mit Blick auf Huchel, Hacks und Hermlin ausdrückte.

Im Gegensatz dazu blieb es in Westberlin den Medien selbst und mit ihnen den Universitäten, der Akademie der Künste und literarischen Organisationen überlassen, im Fernsehen die Freiheit und Vielfalt der Literatur und den internationalen Austausch der Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu betonen. Dazu zählte in diesen Jahren natürlich auch die "Gruppe 47", die ihren Preis 1962 als erstem DDR-Autor Johannes Bobrowski verlieh.

 

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