Natascha Wodin: Alter, fremdes Land. Roman

02-10-2014 (20:30)

Lea ist Schriftstellerin, sie lebt allein und ist Mitte sechzig. Bisher hat sie sich nicht um ihr Alter gekümmert. Aber als sie plötzlich morgens von einer Schwäche überwältigt wird, wird sie sich ihres Alters bewusst. Das Alter bestimmt von nun an ihr Leben, es zeigt ihr, was ihr noch bleibt, was sie erwarten kann und was sie versäumt hat. Nach und nach hat sie den Eindruck, als verschliesse sich ihr die Welt, in der sie sich bisher wie selbstverständlich bewegt hat. Das Alter erscheint ihr wie ein „fremdes Land“. Umso erstaunlicher, dass sie eines Tages unversehens in einem Erotikchat landet. Sie beginnt, ein Leben im Virtuellen zu führen.

Natascha Wodin hat ein Buch über das Alter geschrieben, das ebenso radikal wie klar und nüchtern ist. Sie beschönigt nichts, sondern schildert mit schonungsloser Ehrlichkeit, was ihre Protagonistin erlebt, fühlt und denkt. Aber die Diskretion und Empathie der Autorin gegenüber ihrer Protagonistin macht den Roman zu einem lesenswerten literarischen Exempel.

Natascha Wodin ist 1945 als Tochter russisch-ukrainischer Zwangsarbeiter in Fürth geboren und wuchs in Nürnberg auf. Seit den achtziger Jahren lebt sie als Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Russischen in Berlin. In ihren Werken setzt sie sich vor allem mit dem Thema der Ortlosigkeit und Fremdheit zwischen den Kulturen auseinander. Sie hat  zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den Hermann Hesse-Preis (1984) und den Adelbert von Chamisso-Preis (1998). Zuletzt erschien ihr Roman „Nachtgeschwister“ (2009) über ihre langjährige Beziehung mit dem Schriftsteller Wolfgang Hilbig.   

 

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