Rolf Strube spricht über Politische Publizistik in der Weimarer Republik.

15-12-2015 (20:30)

In der Reihe: "Fanal und Ernüchterung" - Kunst und Gesellschaft nach 1914/18

Theodor Wolff, Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, rechnete damit, dass es mindestens zwei Jahrzehnte dauern würde, bis die neuen demokratischen Spielregeln der „Weimarer Verfassung“ allgemein akzeptiert wären. So viel Zeit war der ungeliebten Republik nicht gegeben. Anhand der Reden und politischen Schriften von vier namhaften Autoren dieser Jahre wird deutlich, wie  unvereinbar die Schlüsse waren, die aus dem verlorenen Krieg gezogen wurden, und wie sie jeweils am Scheitern der „Weimarer Republik“  beteiligt waren.

Thomas Mann, dessen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ eine ganze Generation beeinflusste, vollzog bereits zu Beginn der Zwanziger Jahre eine Wendung zur Republik. Seine „Deutsche Ansprache“ von 1930 erweist sich als hellsichtige Warnung vor jener Mischung aus Politikverdrossenheit und Fanatismus, die wesentlich zum Erfolg des Nationalsozialismus beitrug.  Ernst Jünger dagegen vertrat die in nationalkonservativen Kreisen verbreitete Ansicht, der Sinn des vergangenen Krieges könne nur darin liegen, dass er zur Geburtsstunde einer neuen Nation werde. In seiner Schrift „Der Arbeiter“ werden sämtliche Bereiche der modernen Massengesellschaft einer totalitären Sichtweise unterstellt, die Anklänge an den sowjetischen Kommunismus, den italienischen Faschismus und das nationalsozialistische Weltbild aufweist, ohne in einer dieser Ideologien aufzugehen. Der junge Theodor Heuss kommt mit einem wenig bekannten frühen Werk zu Wort - „Hitlers Weg“, in dem es um das Versagen liberaler Politik und den Mentalitätswandel geht, der zum Aufstieg der NSDAP führte.

Theodor Wolff, der 1933 ins Exil ging, lässt in einer Sozialreportage den ehemaligen preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun rekapitulieren, wie es 1932 zu Papens Staatsstreich kam und warum er damals angesichts kaum noch bestehender Machtbefugnisse resignierte.

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