"So viele Lieben, so viele Tote" Ein LebensBild der russischen Dichterin Anna Achmatowa, präsentiert von Jürgen Tomm.

26-09-2018 (20:30)

In der Biografie der russischen Dichterin Anna Achmatova (1889 - 1966) spiegeln sich die Schrecken des 20. Jahrhunderts wie in keiner zweiten. Mit Liebesgedichten, die den vorherrschenden Symbolismus in wunderbarer Sachlichkeit verabschiedeten, war Anna Achmatova noch vor dem I. Weltkrieg literarisch hervorgetreten. Eine große Liebende zeigte den ganzen Reichtum ihrer Empfindungen. Doch fast alle Menschen, die ihr Herz gewannen - Geliebte, ebenso wie Freunde und literarische Weggefährten - verlor sie an den Tod: in der Revolution, in stalinistischen Lagern oder an die grausame Entfernung aus ihrem Leben. So wurde aus der lyrischen Feier der Liebe die immer prophetischere Klage über das geschundene Individuum in solchen Zeiten. Und gerade das zog jahrzehntelanges Publikationsverbot nach sich. Nur zehn Jahre blieben der schließlich 67jährigen, die Anerkennung der Welt entgegenzunehmen, einigen der großen Toten doch noch ihre lyrischen Epitaphe öffentlich zu widmen und die Heimkehr der Verbannten zu erleben. Ihres Lebens froh wurde sie nie mehr. Viele Texte blieben in der Sowjetunion noch Jahrzehnte nach ihrem Tod verboten.

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