08-12-2015 (20:30)
Beide Romane haben bei aller Unterschiedlichkeit dreierlei gemeinsam: Sie verarbeiten eigene Kriegserfahrungen ihrer Autoren, waren zum Zeitpunkt ihres Erscheinens außerordentlich erfolgreich und sind heute nahezu vergessen. Im kollektiven Literaturgedächtnis der Deutschen für die Jahre des Ersten Weltkrieges haben sie neben Ernst Jünger, Erich Maria Remarque und Arnold Zweig noch immer keinen Platz. Als 1927 (zwei Jahre vor Remarques Welterfolg Im Westen nichts Neues) Georg von der Vrings Roman Soldat Suhren erschien, schrieb Erich Kästner: "Nun haben wir endlich auch einen deutschen Roman, der es verdient, neben Das Feuer von Barbusse und dem Schwejk plaziert zu werden." Ähnlich begeistert äußerte sich die Kritik auch über Alexander Moritz Freys Die Pflasterkästen (im Untertitel: Ein Feldsanitätsroman). Das Buch, in dem der Autor seine Erlebnisse als Sanitäter an der Westfront verarbeitet hatte, wurde in eine Reihe gestellt mit Remarque und Arnold Zweig.
Frey wies alle Annäherungsversuche der Nazis zurück und bekannte sich zum Pazifismus. In der Weimarer Republik machte er sich einen Namen als Verfasser von phantastischen und satirischen Romanen. So landeten seine Pflasterkästen am 10. Mai 1933 auf dem Scheiterhaufen der verbrannten Bücher. Frey ging ins Exil, erst nach Österreich, dann 1938 in die Schweiz, wo er sich mit Rezensionen mühsam über Wasser hielt. Seine erfolgversprechende Karriere konnte er nicht fortsetzen. Nach Deutschland ist er nicht zurückgekehrt. Georg von der Vring hingegen blieb in Deutschland, schrieb Naturlyrik und Kriminalromane und war in den 1950er und 1960er Jahren einer der bekanntesten zeitgenössischen Lyriker in Westdeutschland. Seine Gedichte fanden sich in zahlreichen Anthologien und in den meisten Schullesebüchern für den Deutschunterricht. Am 1. März 1968 wählte der fast schon Achtzigjährige den Freitod in der Isar. Auch sein Werk ist weitgehend in Vergessenheit geraten.