Uwe Kolbe liest aus seinem Essayband "Brecht. Rollenmodell eines Dichters"

28-07-2016 (20:30)

"Aufbegehrende Unterwerfung" wirft der Schriftsteller Uwe Kolbe den ehemals privilegierten Autoren der DDR vor, eine Haltung halblaut kritischer Akzeptanz der totalitären Herrschaft - nach dem Beispiel Brechts. Indem Kolbe Brechts Selbstinszenierungen von den Anfängen bis zu dessen Tod untersucht, sieht er zugleich Parallelen bei den "von Brecht Betroffenen", ob erst ein Jahr nach Brechts Tod geboren wie Kolbe selbst oder älter. Kolbe zitiert Heiner Müller mit der Feststellung: "Brecht war die Legitimation, warum man für die DDR sein konnte... Weil Brecht da war, musste man dableiben. Damit gab es einen Grund, das System grundsätzlich zu akzeptieren." Hätte die DDR also ohne Brecht  s o lange existiert?

So grundsätzlich hat sich noch kein "Betroffener" mit dem Leitbild des großen Wegsehers und Wegredners Brecht auseinandergesetzt.

Uwe Kolbe, geboren1957 in Ost-Berlin, ist Lyriker, Erzähler, Essayist und Übersetzer. Zeitweise mit Publikationsverbot belegt und nur in Untergrundzeitschriften präsent, bekam er in den 80er Jahren wieder mehr Möglichkeiten zu veröffentlichen und auch ins westliche Ausland zu reisen. 1988 verließ er die DDR, heute lebt er in Hamburg. 1914 erschien Kolbes erster Roman: In "Die Lüge" setzt er sich mit seinem Stasi-Vater auseinander, der den Sohn und dessen Freunde ausspionierte.

 

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