10-03-2015 (20:30)
Für Hermann Kesten war sie „ein Original in der deutschen Literatur“, eine „bezaubernde Mischung aus deutschem Gemüt und französischem Esprit“ und Thomas Mann porträtierte sie in seinem „Doktor Faustus“: Annette Kolb, geboren 1870 in München als Kind einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters, sah sich selbst als „Tochter zweier Vaterländer“ und kämpfte als politische Publizistin und Dichterin gegen den Krieg und für die Verständigung ihrer beiden verfeindeten Vaterländer. Dabei ging sie keinem Streit aus dem Weg und bewies mehr Zivilcourage als ihre männlichen Kollegen. Als sie während des Ersten Weltkriegs als Pazifistin auftritt, muss sie 1917 Deutschland verlassen und in der Schweiz Zuflucht suchen. Zurückgekehrt nach Deutschland, wird sie in der Weimarer Republik zu einer erfolgreichen Schriftstellerin, bis 1933 ihr zweites Exil beginnt, erst in Frankreich, dann in den USA. 1945 kehrt sie nach Deutschland und in ihre Heimatstadt München zurück.
Ihre Romane (der bekannteste ist „Die Schaukel“), Novellen, Biographien (über Mozart, Schubert, Wagner und Aristide Briand) und die unzähligen Feuilletons sind heute nahezu vergessen. Wir wollen deshalb mit unserer Lesung an eine eigensinnige und mutige Dichterin erinnern, die europäisch dachte und fühlte, als sich die Nationen noch vorwiegend auf den Schlachtfeldern „begegneten“.
Gerold Ducke studierte Pädagogik, Philosophie und Germanistik in Braunschweig
und Berlin, arbeitet als Dozent für Erwachsenenbildung und veröffentlichte
unter anderem eine Biographie zu Curt Bois.
Anna Dieterich studierte Sprechwissenschaft in Halle und Schauspiel in Wien; sie
arbeitet als Sprecherin für Rundfunk und Fernsehen und hatte Engagements unter
anderem an Theatern in Berlin, Wien, Heilbronn und Frankfurt/Oder.